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Katze putzt sich

Das Projekt: Der Auswilderungskäfig

Vier bis sechs Wochen verbringt eine wilde Katze im fest installierten Käfig, bis er geöffnet wird. Mit offenem Tor bleibt er noch etwa eine Woche am Auswilderungsort stehen. Der überdachte und mit einem Boden versehene Käfig enthält alles, um während der Eingewöhnungszeit den wichtigsten Bedürfnissen gerecht zu werden

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Viel Ruhe und Geduld ist in der Krankenstation gefordert, um einen Blick auf das zierliche schwarze Fellbündel zu erhaschen. Zu seinem eigenen Schutz lebt der schüchterne Kater mit den leuchtend hellen Augen noch abgeschottet in einem Käfig. Keine leichte Situation für ein Tier, das bislang kaum Menschenkontakt hatte.

Zurück in die Freiheit 

Noch ahnt Juliano, der im Essener Tierheim in der Grillostraße allmählich wieder zu Kräften kommt, noch nichts vom nächsten großen Abenteuer, das ihn erwartet. Sobald er körperlich fit genug ist, soll der tierische Patient wieder dorthin zurückgebracht werden, wo er zu Hause ist: in die Freiheit. 
Der Wildkater, der erst vergangenes Jahr das Licht der Welt erblickte, musste in seinem kurzen Katzenleben bereits einiges verkraften. Nachdem er zur Behandlung eines Schnupfens an einer Futterstelle eingefangen worden war, stellte der Tierarzt einen Kieferbruch fest. Eine Zeitlang sah es schlecht um ihn aus, doch der Kater bewies Willenskraft. Seit der Operation erholt er sich Tag für Tag ein bisschen mehr. 
Mitte April nahm das Albert-Schweitzer-Tierheim Juliano in seine Obhut, um ihn für die Freiheit zu stärken. Seine nächste Station ist ein eigens entwickelter Auswilderungskäfig, der ihm den Übergang in die Freiheit erleichtern soll. Bislang verfügte das Tierheim über zwei solcher Käfige. Durch die Wechselspende der Stadtwerke Essen kann nun ein dritter eingesetzt werden. 

Ein Käfig zur Eingewöhnung

Gaby Rautenberg, die hauptberuflich im Tierheim arbeitet, ist vom Erfolg der Methode überzeugt: „Der Auswilderungskäfig bietet den Katzen den bestmöglichen Übergang in ihre Freiheit – mit der nötigen Portion Sicherheit. Für uns ist es eine große Erleichterung, nun mit drei Käfigen parallel zu arbeiten. So können wir dem einen oder anderen Sorgenkind im Zweifel auch mehr Zeit zur Eingewöhnung geben“, berichtet sie.

Vier bis sechs Wochen verbringt eine wilde Katze im fest installierten Käfig, bis er geöffnet wird. Mit offenem Tor bleibt er noch etwa eine Woche am Auswilderungsort stehen. Der überdachte und mit einem Boden versehene Käfig enthält alles, um während der Eingewöhnungszeit den wichtigsten Bedürfnissen gerecht zu werden: verschiedene Schlaf- und Rückzugsmöglichkeiten, einen Kratzbaum sowie eine Katzentoilette. Als Standorte werden ruhig und ländlich gelegene Gebiete ausgewählt. Besonders eignen sich große Gärten, die an weitläufige Wald- und Wiesenstücke grenzen. Ehrenamtliche kümmern sich um die Versorgung des Tieres. 

„Persönlichkeiten mit Ansprüchen“

Mitarbeiterin Gaby Rautenberg sieht in ihrer Tätigkeit weit mehr als die Pflege und Vermittlung von aufgefundenen oder abgegebenen Katzen. Auch Aufklärung und Beratung zählen zu ihrem Job. Ihr liegt viel daran, potentiellen Interessenten zu vermitteln, was Tierhaltung tatsächlich bedeutet. Katzen möchte sie als „Persönlichkeiten mit Ansprüchen“ behandelt wissen. Generell kämpft sie dafür, falsche und veraltete Vorstellungen aus den Köpfen zu beseitigen: „Vor zwanzig oder dreißig Jahren hatten wir noch völlig andere Vorstellungen von Tierhaltung. Heutzutage nehmen wir die Bedürfnisse  der Tiere ernster, weil wir viel über ihr Verhalten dazugelernt haben. Das führt glücklicherweise auch zum Wandel in der Tierhaltung – sei es beim Goldfisch oder beim Schäferhund.“ 

Als Quereinsteigerin könnte man Gaby Rautenberg bezeichnen, denn sie selbst fand über ehrenamtliche Besuche ins Tierheim. 27 Jahre hatte sie in einer psychiatrischen Praxis gearbeitet, als es Zeit für einen Tapetenwechsel war. So fand die berufliche Veränderung quasi zu ihr: Nach Feierabend ging sie häufig ins Albert-Schweitzer-Tierheim, um sich mit den dort lebenden Katzen zu beschäftigen. Aus gelegentlichen Besuchen entwickelte sich eine hauptberufliche Leidenschaft. Die zweifache Großmutter, die ihr Zuhause mit zwei Katzen und einem Hund teilt, musste anfangs lernen, Arbeit und Freizeit zu trennen. „Zum Glück habe ich mir einen Mann mit Bürojob ausgesucht, der mich ausbremst“, schmunzelt sie. 

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